„Und glaubte“!

„Und glaubte“!

 

Johannes 20, 1-10

 

Osterfeuer 

 

 

"Am ersten Tag der Woche kommt Maria Magdalena früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus, und sie kamen zum Grab. Es liefen aber die beiden miteinander, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam als Erster zum Grab, schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen; er ging aber nicht hinein.

 

Da kam Simon Petrus ihm nach und ging hinein in das Grab und sieht die Leinentücher liegen, und das Schweißtuch, das auf Jesu Haupt gelegen hatte, nicht bei den Leinentüchern, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort. Da ging auch der andere Jünger hinein, der als Erster zum Grab gekommen war, und sah und glaubte. Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsste. Da gingen die Jünger wieder zu den anderen zurück." Johannes 20, 1-10

 

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Am ersten Tag der Woche nach Jesu Tod kommt Maria früh, ähnlich wie uns heute, als es noch finster war zum Grab. Sie sieht, dass der Stein vom Grab, wo Jesu Leichnam vor zwei Tagen hingelegt wurde, weggenommen war. Ohne viele Gedanken zu machen läuft sie weg und kommt zu Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus liebhatte. Wir können uns vorstellen wie ängstlich Maria mit den beiden Jüngern geredet hat: „Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“ Heute sehe ich mich in Maria. Oft bin ich auch ängstlich. Oft mache ich auch Sorgen um die Menschen, die ich liebe. Oft suche ich auch auf Garantien, die mir etwas Ruhe und Geborgenheit schenken. Oft kann ich auch nicht allen anderen vertrauen, stattdessen bin ich misstrauisch und hinterfragend. Der, der einen lieben Menschen im Leben verloren hat, versteht genau was Maria macht. Jesus ist tot. Sein Leichnam ist aber nicht da. Und Maria kann das einfach noch nicht begreifen. Sie sucht vergeblich auf ihn bei den Toten. Wie Maria bin ich auch, und vielleicht wir allen, oft verfehlt, denn wir suchen auf die Antworten unserer Frage in dem Äußerlichen. Wir wollen alles erfassen, in der Hand haben. Jesus ist aber auferstanden. Er ist nicht mehr zu anrühren. Er ist unbegreiflich und unfassbar. Jesus ist auferstanden, er kann nicht mehr von uns festgehalten werden. Jesus ist auferstanden, er ist nicht mehr bei den Toten zu finden.

 

 

Jesus ist aber bei uns, in uns und unter uns heute durch den Heiligen Geist. Der Heilige Geist ist der Geist Christi, der ist der Geist der Wahrheit, der uns innewohnt. Die Wahrheit Gottes und den auferstandenen Herrn, liebe Oster-Gemeinde, ist so eine Wahrheit, die wir nur im Herzen fühlen und glauben können. Wir können sie nicht begreifen und nicht beweisen. Deshalb können wir uns Gott nur mit Vertrauen annähern. Im Evangelium lesen wir, dass Petrus und der andere Jünger auch zum Grab kamen. Der andere Jünger lief voraus, kam zum Grab, schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen. Nachher ging er auch in das Grab und sah das leere Grab und wir lesen, dass er „glaubte“. Alle anderen Details sind für den Glauben irrelevant. Wo der Leichnam Jesu war und wo den Leinentüchern lagen, möchte ich heute nicht darüber denken. Der Jünger Jesu glaubte ohne, dass er Antworten für diese Fragen hatte. Er glaubte obwohl er keine Kenntnis, oder Hinweis, über die Auferstehung Jesu hatte und obwohl er die Schrift noch nicht verstand. Heute möchte ich auch wie diesen Jünger glauben; auch wenn ich viel Zweifel und Unsicherheit im Leben erfahre, auch wenn ich nicht vieles verstehe und nicht alles was in der Schrift steht begreife. Heute möchte ich vertrauen, dass meine lieben Verstorbenen auch mit Jesus auferweckt sind. Heute möchte ich alles was mir beschäftigt vor Jesus bringen und auch vor diesem Feuer. Ich möchte all meine Sorgen und Ängste, all meine Fehler und Enttäuschungen hier legen, sodass sie durch das Feuer erlöschen und mich nicht mehr bedrücken.     

 

Liebe Oster-Gemeinde, heute sind wir um das Osterfeuer versammelt. Das Feuer steht heute für das Licht Christi, das in uns und für uns immer brennen wird. Das Feuer steht auch für den Heiligen Geist, der Geist Christi, der uns in unserem tiefsten Inneren gewährt ist. Heute nehmen wir ein Stück des Feuers mit uns in unserem Herzen. Und wir hoffen, dass das Feuer in uns immer brennend bleibt. In den schwierigen Tagen, als wir vor der kalten Seite des Lebens stehen und nicht wissen was wir tun sollen, möge das Feuer des Geistes uns geleiten und uns Wärme in unseren Herzen schenken. Wann immer Furcht und Angst über uns herrschen möge das Feuer des Geistes uns Frieden schenken, sodass wir nichts fürchten, sondern setzen wir fort, mit Mut und Vertrauen zu leben. Wann immer wir uns von der Welt verlassen fühlen, ganz allein, von allen abgelehnt, möge das Feuer des Geistes uns Hoffnung schenken, sodass wir für andere da sein können. Amen.

 

Gott unser Vater,

 

du bist die Quelle des Lebens und des Lichtes,

 

in dir sind wir und bleiben wir in Licht.

 

Du hast die Sonne gemacht

 

und alles was uns Licht und Wärme schenkt.

 

Du kommst zu uns wie ein Licht,

 

das unseres Inneren leuchtet.

 

Wir bitten dich: Segne uns an diesen Morgen,

 

der Morgen der Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

 

Befreie uns von allen Dunkelheiten unseres Lebens

 

und hilf uns zu glauben,  

 

dass du bei uns bist und immer noch bei uns sein wirst,

 

auch wenn wir nicht vieles verstehen

 

und nicht immer dir vertrauen können.

 

In Jesus haben wir dein Licht gesehen.

 

„In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

 

Und das Licht scheint in der Finsternis“.

 

Wir wollen heute das Licht des auferstandenen Herrn sehen

 

und es in unserem Leben aufnehmen.

 

Daher bitten wir dich, schenke uns den Geist Christi

 

und hilf, dass das Feuer des Geistes bei uns

 

und in uns bleibt.

 

Und dass es uns in allen unseren Schwächen bestärkt

 

und uns in unserer Trauer tröstet.

 

Gib uns deine Gnade und die Zuversicht,

 

und leite uns auf all unseren Wegen. Amen.