Der einfachste Weg

Der einfachste Weg

(Matthäus 11,25-30)

 

 

„Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies Weisen und Klugen verborgen hast und hast es Unmündigen offenbart. Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen. Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.

Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

 

__________________________________

 

„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Mit diesen Worten lädt Jesus alle Menschen seiner Zeit, aber auch uns heute ein, zu ihm zu kommen und er verspricht uns Erquickung und Ruhe für unsere Seele. Was passiert denn, wenn wir zu Jesus kommen?

 

Liebe Gemeinde, unser Kommen zu Jesus ist ähnlich wie unser Kommen ins Licht. Das Wichtigste, das uns geschieht, wenn wir zu Jesus kommen ist dann, dass wir die Dinge in aller Klarheit und im Licht sehen werden, was für uns ohne zu Jesus zu kommen wahrscheinlich unmöglich wäre. Dies können wir verstehen, wenn wir uns Jesus wie ein Licht, eine Kerze, vorstellen: Jesus wie ein Licht, eine Kerze! Stellen Sie sich vor, Sie treten in einen dunklen Raum, Sie können nichts sehen und nichts erkennen. Plötzlich zünden Sie eine Kerze an. Nähern Sie sich einer Wand, sehen Sie ein schönes Gemälde, das an der Wand hängt. Sie machen einen weiteren Schritt und sehen ein anderes Gemälde mit schönen Farben auch an der Wand hängend. Sie zünden dann vielleicht zehn oder fünfzehn Kerzen im Raum an und der Raum wird enthüllt und zeigt sich auf einmal wie ein himmlischer Raum mit den wunderschönen Bildern, an die Wände gehängt. Die Dunkelheit verlässt den Raum, alle Unklarheit löst sich auf und mit ihr auch die Angst vor einem dunklen Raum.

 

Oft stehen wir im Leben wie vor einem dunklen Raum. Die Trübsale des Lebens, Krankheit, Verlust, Trennung, Einsamkeit, Misserfolg, aber auch Missverständnisse in Beziehungen mit den Menschen, mit den Kollegen oder Nachbarn, all diese sind wie der dunkle Raum, der uns beunruhigt und stört. Und oft wissen wir nicht wie wir weiter machen sollen. Soll ich einfach meinem Kollegen sagen, dass er mir Unrecht tut? Soll ich meine Nachbarin ignorieren, die mich ständig stört? Wie geht es mit meiner Gesundheit weiter? Wie kann ich allein mit dem Leben klarkommen?

 

Wir kommen zu Jesus und er wirkt wie das Licht einer Kerze im dunklen Raum. In seinem Licht sehen wir alles anders. In diesem Augenblick werden wir innerlich von allem was uns stört befreit. In diesem Augenblick steht unser Problem unter anderen Vorzeichen. Es sind nicht mehr die Maßnahmen der Gesellschaft, oder der regierenden Autoritäten der Welt, die uns oft unter Druck setzen. Es sind auch nicht mehr meine egozentrische Einstellung und Kalkulationen, die mich oft irreführt haben. In diesem Augenblick, wenn wir zu Jesus kommen, gelten die Maßnahmen Jesu, der Zuspruch desjenigen, der uns versprochen hat: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Auch wenn wir in seinem Licht unsere Fehler und unsere Schwäche sehen, werden wir erfahren, wie er dies von uns wegnimmt und uns einen neuen Anfang ermöglicht, einen neuen Weg zeigt, und eine Lösung unserer Probleme uns enthüllt.

 

Wie können wir aber zu Jesus kommen? Oft scheint dies nicht ganz einfach zu sein, da wir oft in unserem Alltag durch die Situationen, die uns umgeben so sehr abgegrenzt sind. „Kommt zu mir“. Dies ist vielleicht die einfachste Aussage, die man hören kann, aber dies im Leben umzusetzen, nämlich eine Gewohnheit daraus zu machen kann auch nicht so einfach sein. „Kommt zu mir“. Wie oft sollen wir zu Jesus kommen? Wann genau? Reicht es sonntags, wenn wir zur Kirche kommen? Sollen wir was tun um zu Jesus kommen zu dürfen? Was bedeutet eigentlich zu Jesus zu kommen?

 

Mir fällt die Frau ein, von der heute in der Schriftlesung aus dem Markus Evangelium die Rede war. Die Frau war seit zwölf Jahren krank. Sie hatte viel unter vielen Ärzten gelitten und wollte nun zu Jesus kommen. Sie hatte einen Grund. Sie war krank.

 

Im Leben sind wir immer wieder mit Herausforderungen konfrontiert, die immer überwunden werden sollen. Manchmal schaffen wir es, diese durchzuhalten und manchmal nicht. Oft wird derjenige, oder diejenige, die viele Herausforderungen und Schwierigkeiten des Lebens hinter sich hat als starke Frau, oder starker Mann, bezeichnet. Aus christlicher Sicht ist dies aber nur die Hälfte der Wahrheit. Aus christlicher Sicht können Herausforderungen und Schwierigkeiten des Lebens nur durch Jesus bewältigt werden, nämlich wenn wir zu Jesus kommen. Aber noch einmal wollen wir fragen: Wie komme ich zu Jesus, besonders wenn ich mit Hindernissen konfrontiert bin?

 

Die Frau im Markus Evangelium, die zu Jesus kam war auch mit Hindernissen konfrontiert. Sie war eine Frau in einer Männerwelt. Außerdem war sie krank. Wir lesen, dass sie Blutfluss seit zwölf Jahren hatte. Eine kranke, hilflose Frau! Sie hat ihr Geld den Ärzten ausgegeben, wurde aber nicht geheilt. Und nun steht sie vor einer Menge, die Jesu umgibt. Glauben Sie, oder nicht (ich glaube es!), „kam sie in der Menge von hinten heran und berührte sein Gewand. Und sogleich versiegte die Quelle ihres Blutes.“ Ihr Heil aber war noch nicht vollkommen. Jesus fühlte, dass etwas geschehen ist und hat gefragt: „Wer hat mich berührt?“ Die Frau hatte Angst. Als kranke Frau sollte sie nicht da sein. Sie kam aber zu Jesus und erzählte ihm die ganze Wahrheit. Und so, durch ihr Kommen konnte sie ins Licht eintreten. Sie sollte nicht mehr verborgen, versteckt bleiben. Sie war nun im Zentrum des Geschehens und im Licht Jesu angenommen. Ihre Angst ist nun aufgelöst. Dies war der Augenblick, in dem sie von allem was sie störte befreit wurde. Nun ist sie ein freier Mensch; frei von Krankheit, frei von Angst. Und er sprach zu ihr: „Meine Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht; geh hin in Frieden und sei gesund von deiner Plage!“

 

Wie können wir heute zu Jesus kommen? Auch wenn uns dies manchmal schwierig zu sein scheint, ist der Weg zu Jesus der einfachste Weg. Und so meinte auch Jesus, wenn er betete: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies Weisen und Klugen verborgen hast und hast es Unmündigen offenbart.“ Der Weg zu Jesus und zu Gott ist oft im Leben der einfachste Weg, derjenige, der uns ganz nahe ist. Um diesen Weg zu finden brauchen wir keine großen Kenntnisse oder Klugheit. Oft ist die einfache Schlichtheit selbst der Weg. Leider ist es so, dass der Mensch in unserer Zeit so viel unter Kontrolle haben will, dass diese Schlichtheit oft verborgen und die tiefere Ebene des Geistes unerfahrbar bleibt. Dieser einfache Weg bleibt daher oft fern und unsichtbar, denn der Mensch will immer mehr als das Schlichteste und Einfachste im Leben haben. Du „hast es Unmündigen offenbart“. In der Basis Bibel lauten diese Worte: „den einfachen Leuten hast du es offenbart.“ Und genau so stellt sich Jesus vor: „ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“. Nur die einfachen Menschen, liebe Gemeinde, können sanftmütig und demütig sein.

 

In einer christlichen Perspektive ist dann die angedeutete Stärke in der Aussage „er ist ein starker Mann“ oder „sie ist eine starke Frau“ die Stärke, die man braucht um den Weg zu Jesus zu finden und zu ihm zu kommen. Die kranke, hilflose Frau im Markus Evangelium war im Letzten eine starke Frau. Sie hat den Weg gefunden und ist zu Jesus gekommen.

 

In diesem Sinne hilft uns diese Stärke um das Joch Jesu zu tragen. Nehmt auf euch mein Joch … Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ Das Joch Jesu wirkt wie ein Kompass, der uns die Richtung und den Weg zu Jesus zeigt. Das Joch Jesu hilft uns den Problemen unseres Alltags für einen Moment zu entkommen, uns über sie zu erheben und vor Jesus und seinem Licht ohne Angst oder Furcht zu stehen.

 

Und wir sollen es nicht vergessen, der Weg zu Jesus ist der einfachste Weg. Und der einfachste Weg ist der beste Weg, der tiefste, der weiteste, der wahrste Weg.

 

Und wenn wir das Joch Jesu tragen werden wir auch mit den Worten des Psalms beten können:

 

„Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?“ (Psalm 27,1) Amen.