„Mein Herz ist bereit, Gott"

Einweihung des Musikerheims Horb-Dettingen 

(Psalm 57, 8-12)

 

Mein Herz ist bereit, Gott,

 

mein Herz ist bereit, dass ich singe und lobe.

 

Wach auf, meine Seele, wach auf, Psalter und Harfe,

 

ich will das Morgenrot wecken!

 

Herr, ich will dir danken unter den Völkern,

 

ich will dir lobsingen unter den Leuten.

 

Denn deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,

 

und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.

 

Erhebe dich, Gott, über den Himmel

 

und deine Herrlichkeit über alle Welt!

 

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„Mein Herz ist bereit, Gott,

 

mein Herz ist bereit, dass ich singe und lobe.“

 

 

 

Wir wollen heute, verehrte Gäste und Anwesende, liebe Musikfreunde, wir wollen heute Gott danksagen. Im tiefsten Sinn des Wortes ist eine Einweihungsfeier nichts anderes als diese Danksagung. Und die Segnung eines Hauses ist auch nichts anderes als dieses tiefe Dankgefühl. Denn dieses Gefühl des Danks betrifft nicht nur das „Hier und jetzt“, nämlich die Gegenwart, diese schönen feierlichen Momente heute Nachmittag, sondern betrifft auch die Vergangenheit und die Zukunft. Wir wollen heute für die vergangenen Tage und Jahre dankbar sein; für alle Erfolge, aber auch für die schwierigen, schrecklichen Zeiten der zwei Weltkriege und der verschiedenen Rückschläge, die dieses musikalische Projekt in Dettingen erlebte. Wir wollen aber auch heute für dieses Heim dankbar sein und dies als Zeichen des Erfolgs sehen.

 

Das Scheitern und der Erfolg gehören zu unserem Leben. Das wichtigste ist, dass man weiter macht. Und dieses Weitermachen ist nur durch das Dankbarsein möglich. Eine Kraft im Geist liegt tief in diesem Dankgefühl. Eine Kraft im Geist treibt uns an, vorwärts zu gehen. Daher gehört zu einer Einweihungsfeier auch die Verantwortung für die Zukunft. Heute wollen wir sagen, ja Gott, mein Herz ist bereit. Mein Herz ist für dich bereit, für die Musik, für die Zukunft, für die Schwierigkeiten und Erfolge, für allen Einsatz und Hingabe. Mein Herz ist bereit, denn deine Güte reicht soweit der Himmel ist.

 

Ausdrücklich möchte ich heute Ihnen, liebe Vereinsfamilie sagen, dass ich am schönsten finde, dass der Musikverein sich für beides, weltliches und kirchliches Leben, einsetzt. So ist letztlich auch die Musik, sie ist weltlich und geistlich zugleich. Musik ist Volksmusik und sie ist auch Kirchenmusik. So sind aber auch die Bibel, die Kirche und wir selbst, die Menschen. Die Bibel ist auf keinen Fall ein pur himmlisches Werk. Die Bibel ist weltlich und geistlich zugleich. So ist auch die Kirche. Die Kirche ist ein weltliches Ding und sie bewegt sich vorwärts, oder besser gesagt aufwärts, mit und durch den Geist. Ähnlich wie diese Einweihungsfeier. Der Gegenstand der Feier ist ein Haus, etwas Weltliches, Profanes, Wände, Räume, in die Menschen kommen, sich bewegen und Zeit verbringen werden. Und heute wollen wir dieses Haus zu Gott bringen und hoffen und beten, dass Gott hier bei den Menschen bleibt und auch mit ihnen hinausgeht, wenn sie gehen.

 

Da die Musik weltlich und geistlich ist schafft sie, uns von allen Seiten zu berühren, sie berührt unser weltliches Leben aber auch bewegt sie unseren Geist und unsere Seele, sodass wir, mit und durch die Musik, uns zum Himmel und zum Schöpfer des Himmels und der Erde erheben.

 

Die Einweihung eines Hauses, liebe Freunde der Musik, ist letztlich wie die Worte dieses Psalms: ein Versprechen, ein Gelübde, ein Jawort für Gott und für die Welt. Denn nur durch unser Jawort wird die Welt sich erheben können, sich erheben soweit der Himmel ist, soweit die Wolken gehen, über den Himmel, über alle Welt.

 

Ich schließe mit ein paar poetischen Zeilen:

 

 

Oh Musik, Musik,

 

wie das rauschende Wasser,

 

in all deinen Höhen und Tiefen,

 

an deine hellen und dunklen Ufer,

 

im Sturm und in Beschaulichkeit bewegst du mir das Herz.

 

 

 

Oh Musik, Musik,

 

du ein stilles Gebet, ein reiner Geist,

 

du Freiheit und Heimat, ein sanfter Wind.

 

Ich glaube nicht, dass ich stürbe

 

solang ich dich hätte.

 

 

 

Oh Musik, Musik,

 

wenn ich für dich bereit wäre,

 

wäre ich zu allem bereit;

 

zur Liebe und Freiheit,

 

zum Leben und auch zum Tod.

 

Amen.

 

 

 

Sylvie Avakian