Eine feste Zuversicht

 

Eine feste Zuversicht

 

(Hebr. 11, 1-2; 12, 1-3)

 

„Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht. Durch diesen haben die Alten ein gutes Zeugnis erhalten.

 

Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, so lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt, und lasst uns mit Ausdauer laufen in dem Kampf, der vor uns liegt, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen das Kreuz erduldete und dabei die Schande für nichts achtete, und der sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat. Achtet doch auf ihn, der solchen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht müde werdet und den Mut verliert!“ (Schlachter Bibel)

 

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In der Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem, die wir in der Schriftlesung gehört haben, wird erzählt, wie die Volksmenge Jesus als König mit Palmzweigen begrüßt. Die Palmzweige wurden als Zeichen des Jubels verwendet. Wenn wir an die jubelnde Menge denken, die den Einzug Jesu in Jerusalem begrüßte, können wir heute mindestens an drei verschiedene Gruppen von Menschen denken, die an diesem Tag verschiedene Gründe hatten, Jesus zuzujubeln. Die aber auch unterschiedliche Erwartungen an diesen König hatten.

 

Der wahrscheinlich größte Teil der jubelnden Menge hatte gesehen oder gehört, wie Jesus Wunder getan hatte. Zum Beispiel wie er Lazarus aus dem Grab gerufen und ihn von den Toten auferweckt hatte, wie dies im Johannes Evangelium geschrieben steht (Johannes 12, 12-19). Diese Menschen haben dafür Zeugnis abgelegt. Von diesen Wundern hatte die Volksmenge, die sich an dem Tag des Einzugs versammelte, gehört. Sie erwarteten, dass Jesus seine Macht nutzen würde, um sie von der Unterdrückung durch die fremde Macht Rom zu befreien. Dieser König sollte derjenige sein, der das Volk aus seiner Bedrängnis rettet, er sollte derjenige sein, der die Feinde besiegt und das Land von der fremden Obrigkeit befreit. Wahrscheinlich waren unter dieser Gruppe von Menschen auch Zeloten. Das war eine revolutionäre Gruppe im 1. Jahrhundert, die sich gegen die römische Besetzung Israels auflehnte. Diese Gruppe sah in Jesus einen Kriegsheld, der für Gott und für das Volk Gottes kämpfen sollte. Sie dachten, dass dieser König mit Macht die privilegierte Stellung der Juden unter den anderen Völkern beweisen und ihre Rechte wiederherstellen sollte. Für diese Gruppe von Menschen scheint das folgende Motto zu gelten: Wir sind etwas Besonderes unter allen Völkern. Gott hat uns zu etwas Besonderem gemacht und wenn wir kämpfen, wird Gott uns helfen, den Feind zu vernichten und den Sieg in unser Land zu bringen.

 

Zu einer zweiten Gruppe gehörten höchstwahrscheinlich Menschen, die sich nach einem Anführer sehnten, dem sie unhinterfragt hinterherlaufen konnten. Am Tag von Jesu Einzug in Jerusalem sahen sie wahrscheinlich, wie andere jubelten, feierten und sich freuten, und sie taten, was alle anderen taten. Wahrscheinlich wussten sie nicht einmal, wer Jesus war, oder was für ein Mensch er war. War er ein Kämpfer oder ein Friedensstifter? Was für eine Art von Erlösung konnte dieser Mensch ihnen bringen? Die Menschen, die zur zweiten Gruppe gehörten, machten sich keine Gedanken über diese Fragen und es scheint mir, dass zu dieser zweiten Gruppe die Mehrheit der Menge gehörte. Das Motto, das am besten zu dieser Gruppe zu passen scheint, ist: Tu, was andere wollen, und du wirst keine Kopfschmerzen haben. Heute sind auch wir mit der Gefahr konfrontiert, anderen zu folgen, ohne selbst über die zu treffende Entscheidung nachzudenken. Das gilt besonders für die junge Generation, zu der unsere Kinder und unsere Konfirmanden gehören, da die heutige technologische Welt es für die junge Generation immer schwieriger macht, selbst zu denken. Die Jugendlichen heute stehen oft unter dem Druck der sozialen Medien, aber auch unter Gruppenzwang. Und doch glaube ich, dass in den Jugendlichen viel Kraft steckt, „nein“ zu sagen zu allem Druck, nein zu sagen zu allem was nicht wahr ist. Sodass jeder selbstdenken und das Richtige, das Gute wählen und dafür auch einstehen kann.

 

Schließlich gibt eine dritte Gruppe von Menschen, die auch dabeigewesen zu sein scheint, in der Menschenmenge. Das war wahrscheinlich die Minderheit. Diese konnten glauben, dass Jesus wahrhaftig der Sohn Gottes ist und deshalb zulassen konnten, dass er ihr Leben verwandelt und sie auch zu wahren Kindern Gottes macht. Hier könnte man Maria, die Mutter Jesu, erwähnen, aber auch andere Frauen und Jünger Jesu, die sich nicht nur über den Einzug Jesu in Jerusalem freuten, sondern auch zur Zeit seines Leidens und Sterbens bei ihm waren. Zu dieser Gruppe kamen viele andere hinzu, die im Laufe der Jahre und Jahrhunderte an Jesus glaubten und das Zeugnis von Jesus an andere weitergaben. Sie werden im Text als Wolke von Zeugen beschrieben. Wollen wir uns dieser Gruppe anschließen und Jesus in unserem Leben aufnehmen?

 

Wie können wir heute entscheiden, zu welcher Gruppe wir gehören? Brauchen wir einen Kriegsheld? Oder, vielleicht wollen wir einfach das tun, was andere tun? Oder wollen wir, wie die wenigen Jüngerinnen und Jünger, Jesus bis zum Kreuz folgen?

 

Im Predigttext finden wir eine Hilfestellung für uns. Dort lesen wir: „lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt, und lasst uns mit Ausdauer laufen … indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens“.

 

Wenn wir auf Jesus schauen, befreit er uns von unseren Lasten und schenkt uns Ausdauer. Solche Ausdauer und Beharrlichkeit zeigen sich in der Zeit des Schmerzes und des Leidens. Der größte Teil der Menge, die vor Freude schrie, als sie Jesus in Jerusalem begrüßte, gehört zu denselben, die einige Tage später schreien werden: „Kreuzige ihn“. Nur die wenigen, die Jesus anschauen und wahrhaftig sehen konnten, wer er ist, blieben auch in der Zeit des Schmerzes bei ihm. Dieses „hinschauen auf Jesus“, liebe Gemeinde, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, scheint heute nicht sehr attraktiv zu sein, in einer Welt, die nach Beweisen und Belegen sucht, und dadurch ihre eigene Macht und Kontrolle über alles demonstrieren will. „Hinschauen auf Jesus“ kann uns auch nicht viel garantieren, oder uns mit Beweisen oder Fakten überzeugen.

 

„Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht.“

 

Wenn wir heute über die Geschehnisse und die Ereignisse der letzten Tage im Leben Jesu nachdenken, werden wir herausfinden, dass die Menschen damals auch von Tatsachen und Beweisen bewegt wurden. Die Wunder, die Jesus vollbrachte, wurden als Beweise für seine Macht angesehen, anstatt sie als Zeichen seiner Liebe zu betrachten. Und ein paar Tage nach seinem Einzug in Jerusalem werden die Priester und die Pharisäer falsche Beweise und Indizien bringen, um Jesus als Verbrecher darzustellen und ihn schließlich zu töten. Und das Volk wird diesen Beweisen glauben oder einfach den Befehlen folgen, da sie Jesus nicht anschauen und in ihm den wahren Erlöser sehen können.

 

Jesus kommt nach Jerusalem und er weiß, was dort auf ihn wartet. Der Einzug Jesu in Jerusalem bedeutet nicht nur, dass Jesus sich an einen Ort der Gefahr begibt, sondern auch, dass er sich auf eine gefährliche Handlung einlässt.

 

Die Botschaft des Evangeliums für uns heute an diesem Palmsonntag ist: Wenn wir auf Jesus hinschauen, verwandelt er unser ganzes Leben und verändert uns tief im Herzen. Daher sollen wir Jesus nicht nur mit Worten empfangen, nicht nur mit Jubel, nicht nur mit dem Winken der Palmzweige, sondern in unserem ganzen Leben. Mit unseren Taten, Worten und Gedanken, und mit unserem Verstand und Herzen wollen wir heute auch sagen: „Komm Herr und rette uns“! Denn dies ist das Gebot Jesu, dass wir Gott mit dem ganzen Herzen und mit der ganzen Seele und mit der ganzen Kraft und mit dem ganzen Denken lieben. Glauben Sie mir, liebe Gemeinde, alle unsere Worte und Taten, die nicht durch das Herz gehen und aus uns herauskommen, sind Worte und Taten, die unvollständig bleiben werden. Es sind entweder Worte und Taten, die den anderen verletzen oder vernichten können, oder es sind bedeutungslose, sinnentleerte Worte und Taten, die wir nur sprechen und tun, weil wir es müssen, oder weil andere es tun. Aber die Worte und Taten, die durch das Herz gehen und aus dem Herzen herauskommen, sind Licht und Leben. Lasst uns heute vor Freude jauchzen und unseren Retter in und mit dem Herzen aufnehmen.

 

Und wenn Sie mich heute fragen: Warum brauchen wir diesen Retter? Warum müssen wir auf ihn hinschauen? Dann würde ich sagen: Wir brauchen Jesus, denn seine Liebe und die Beharrlichkeit, die er uns gewährt, sind fester und solider als alle Beweise und Belege, die die Welt uns bieten kann. Die Beweise und Indizien dieser Welt können sich ändern. Menschliche Überzeugungen, denen die Liebe fehlt, haben meist keinen Bestand. Daher lasst uns, liebe Gemeinde, „mit Ausdauer laufen … indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens“. „Hosianna! Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn.“ Amen.

 

 

 

Jesus Christus,

 

du kommst zu uns,

 

und wir wollen dich aufnehmen.

 

Wir haben für dich keine Palmzweige,

 

wir sind auch deine Güte nicht wert.

 

Aber wir wollen dich empfangen,

 

und mit dir bis zum Kreuz gehen.

 

 

 

Jesus Christus,

 

du kommst zu uns, heute und jeden Tag,

 

aber wir sind oft sehr beschäftigt.

 

Wir haben Dinge zu erledigen,

 

immer etwas zu tun.

 

Aber um ehrlich zu sein, gibt es nichts im Leben, das wichtiger ist

 

als du. Hilf Herr, hilf uns, Zeit für dich zu haben.

 

 

 

Jesus Christus,

 

du kommst zu uns als ein demütiger Herr,

 

auf einem Esel reitend und du bringst mit dir

 

den Frieden zu uns. Aber wir sind oft stolz.

 

Wir sind stolz auf das, was wir wissen,

 

und auf das, was wir in unserem Leben erreicht haben.

 

Wie können wir dich, den Demütigen, sehen?

 

Hilf uns, Herr, hilf uns, demütig zu sein.

 

 

 

Jesus Christus, manchmal sind wir in dieser Welt verloren.

 

Wir können nicht selbstdenken.

 

Wir ziehen es vor, den bestehenden Vorstellungen zu folgen,

 

oder den Weg zu gehen, den andere uns vorschlagen.

 

Manchmal fehlt uns die Kraft, Dinge anders zu tun, oder anders zu entscheiden.

 

Hilf uns Herr und gib uns deinen Mut.

 

Den Mut, für dich zu leben und zu sterben,

 

wie du für uns gelebt hast und gestorben bist.

 

Und sei für uns eine feste Zuversicht. Amen.