„Und glaubte“!

Osterfeuer: Andacht

 

„Und glaubte“!

 

(Johannes 20, 1-10)

 

Am ersten Tag der Woche kommt Maria Magdalena früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus, und sie kamen zum Grab. Es liefen aber die beiden miteinander, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam als Erster zum Grab, schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen; er ging aber nicht hinein.

 

Da kam Simon Petrus ihm nach und ging hinein in das Grab und sieht die Leinentücher liegen, und das Schweißtuch, das auf Jesu Haupt gelegen hatte, nicht bei den Leinentüchern, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort. Da ging auch der andere Jünger hinein, der als Erster zum Grab gekommen war, und sah und glaubte. Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsste. Da gingen die Jünger wieder zu den anderen zurück.

 

*********************

 

Am ersten Tag der Woche nach Jesu Tod kommt Maria früh, ähnlich wie wir heute, als es noch finster war zum Grab. Sie sieht, dass der Stein vom Grab, wo Jesu Leichnam vor zwei Tagen hingelegt wurde, weggenommen war. Ohne sich viele Gedanken zu machen läuft sie weg und kommt zu Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus liebhatte. Wir können uns vorstellen wie ängstlich Maria mit den beiden Jüngern geredet hat: „Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“ Heute sehe ich mich in Maria. Oft bin ich auch ängstlich. Oft mache auch ich Sorgen um die Menschen, die ich liebe. Oft suche ich nach Garantien, die mir etwas Ruhe und Geborgenheit schenken. Der, der einen lieben Menschen im Leben verloren hat, versteht genau was Maria macht. Jesus ist tot. Sein Leichnam ist aber nicht da. Und Maria kann das einfach noch nicht begreifen. Sie sucht ihn vergeblich bei den Toten. Wie Maria bin ich auch, und vielleicht wir alle, oft verfehlt, denn wir suchen auf die Antworten unserer Fragen im Äußerlichen. Wir wollen alles erfassen, in der Hand haben. Jesus ist aber auferstanden. Er ist nicht mehr anzurühren. Er ist unbegreiflich und unfassbar. Jesus ist auferstanden, er kann nicht mehr von uns festgehalten werden. Jesus ist auferstanden, er ist nicht mehr bei den Toten zu finden.

 

Jesus Christus ist aber bei uns heute durch seinen Geist, der Geist Christi, der Geist der Wahrheit, der uns innewohnt. Die Wahrheit Gottes und des auferstandenen Herrn, liebe Oster-Gemeinde, ist so eine Wahrheit, die wir nur im Herzen fühlen und glauben können. Wir können sie nicht begreifen und nicht beweisen. Deshalb können wir uns Gott nur mit Vertrauen annähern. Im Evangelium lesen wir, dass Petrus und der andere Jünger auch zum Grab kamen. Der andere Jünger lief voraus, kam zum Grab, schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen. Nachher ging er auch in das Grab und sah das leere Grab und wir lesen, dass er „glaubte“. Alle anderen Details sind für den Glauben irrelevant. Wo der Leichnam Jesu war und wo die Leinentücher lagen, darüber möchten wir heute nicht nachdenken. Der Jünger Jesu glaubte ohne, dass er Antworten für diese Fragen hatte. Er glaubte obwohl er keine Kenntnis, oder Hinweis, über die Auferstehung Jesu hatte und obwohl er die Schrift noch nicht verstand. Heute möchten wir auch wie dieser Jünger glauben; auch wenn wir viel Zweifel und Unsicherheit im Leben erfahren, auch wenn wir vieles nicht verstehen und nicht alles was in der Schrift steht begreifen. Heute möchten wir darauf vertrauen, dass unsere lieben Verstorbenen auch mit Jesus auferweckt sind und, dass sie nun in Frieden bei Gott ruhen. Heute möchten wir alles was uns beschäftigt vor Jesus bringen und auch vor diesem Feuer. Wir wollen all unsere Sorgen und Ängste, all unsere Fehler und Enttäuschungen hier ablegen, damit sie uns nicht mehr belasten können.

 

Liebe Oster-Gemeinde, heute sind wir um das Osterfeuer versammelt. Das Feuer steht heute für das Licht Christi, das in uns und für uns immer brennen wird, für den Geist Christi, der für sich in unserem tiefsten Inneren Wohnung nimmt. Heute nehmen wir ein Stück des Feuers mit uns in unser Herz mit der Hoffnung, dass das Feuer in uns immer brennend bleibt. In den schwierigen Tagen, dann wenn wir auf der kalten Seite des Lebens stehen und nicht wissen was wir tun sollen, möge das Feuer des Geistes uns geleiten und uns Wärme im Herzen schenken. Wann immer Furcht und Angst über uns herrschen, möge das Feuer des Geistes uns Frieden schenken, sodass wir nichts fürchten, sondern setzen wir fort, mit Mut und Vertrauen zu leben. Wann immer wir uns von der Welt verlassen fühlen, ganz allein, von allen abgelehnt, möge das Feuer des Geistes uns Hoffnung schenken, sodass wir für andere da sein können. Amen.