Denken und danken
(Lukas, 37-40)
„Und als er sich schon dem Abhang des Ölberges näherte, fing die ganze Menge der Jünger freudig an, Gott zu loben mit lauter Stimme wegen all der Wundertaten, die sie gesehen hatten, und sie sprachen: Gepriesen sei der König, der kommt im Namen des Herrn! Friede im Himmel und Ehre in der Höhe! Und etliche der Pharisäer unter der Volksmenge sprachen zu ihm: Meister, weise deine Jünger zurecht! Und er antwortete und sprach zu ihnen: Ich sage euch: Wenn diese schweigen sollten, dann würden die Steine schreien!“
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Ein Philosoph hat einmal geschrieben: „Das Denken der Denker ist ein Danken.“ Was meinte er damit?
Heute, liebe Gemeinde, möchte ich mit Ihnen über zwei Worte aus dem Predigttext etwas genauer nachdenken. Das erste ist das Wort „Lob“. Im heutigen Predigttext lesen wir, dass die Jünger anfangen Gott mit lauter Stimme (mit Worten aus Psalm 118) freudig zu loben als sich Jesus den Weg vom Ölberg herab näherte. Sie loben ihn wegen all der Wundertaten, die sie gesehen haben. Die Wundertaten Jesu, die hier erwähnt werden, beziehen sich auf das Handeln Jesu an den Blinden, den Lahmen, den Ausgestoßenen und den Armen. Und der Lobpreis der Jünger deutet diese Werke Jesu als die Werke des Königs, der im Namen des Herrn kommt und mit sich Frieden in die Welt bringt. In diesem Sinne lässt sich die gesamte Mission Jesu in wenigen Worten zusammenfassen: „Friede im Himmel und Ehre in der Höhe!“ Das ähnelt den Worten der Engel bei der Geburt Jesu. Jesu ganze Mission war es, den Menschen das Geschenk des Himmels zu bringen, nämlich ihnen Frieden zu schenken, Frieden in der Welt, Frieden zwischen Gott und den Menschen, zwischen dem Himmel und der Erde. Jesus erfüllt seinen Auftrag durch sein Leben, durch sein Leiden und Sterben, damit Menschen durch ihn den Weg zu Gott finden können.
Die Jünger loben Gott für all die Werke der Liebe, die sie durch Jesus erleben durften.
Was ist Besonderes daran? Was macht es so wichtig, Gott zu loben und ihm zu danken? Manchmal ist uns das nicht ganz klar, was wir Gott zum Dank und Lob tun sollen.
Es ist so: Durch Lob und Dankbarkeit können wir das ganze Leben als ein Geschenk Gottes begreifen. Lob und Dankbarkeit verbinden uns im Herzen mit Gott. Durch Lob und Dank werden wir der Mission Jesu treu sein und sein Werk auf der Erde fortsetzen, denn Lob und Dank bringen Himmel und Erde zusammen. Wir empfangen die Gaben Gottes hier in der Welt vom Himmel herab und indem wir unsere Stimmen und Herzen erheben, antworten darauf mit Lob und Dankbarkeit gegenüber Gott. Das ist die Antwort des Glaubens auf Gottes Gaben an uns: Gott schenkt uns seine Gaben und wenn wir die Gaben empfangen, erheben wir unsere Stimme und unser Herz voll Dankbarkeit zu Gott. In diesem Sinne ermöglichen Lob und Dank den Frieden zwischen Gott und dem Menschen.
So wie die Jünger im heutigen Predigttext Gott loben und danken, so werden es auch andere Jünger und Nachfolger Jesu nach seinem Tod tun. In der Apostelgeschichte lesen wir, dass Paulus und Silas, nachdem sie geschlagen und ins Gefängnis geworfen wurden, weil sie eine Wundertat vollbracht hatten, dort im Gefängnis „um Mitternacht beteten ... und [Gott] lobten mit Gesang.“ Nichts, liebe Gemeinde, kann uns davon abhalten zu singen und Gott zu danken, kein Gefängnis, keine Gefahr und kein Schmerz.
Im Gottesdienst drücken wir unsere Dankbarkeit gegenüber Gott normalerweise durch Gesang und Gebet aus. Auch wenn wir heute nicht als Gemeinde singen können, so glaube ich, dass jeder einzelne von uns zu Hause singen kann, um Gott zu loben. Singen und Gott loben sind nicht nur Zeichen der Freude, sondern auch Zeichen dafür, dass Angst durch Mut, Hass durch Liebe, Unruhe durch Frieden überwunden werden können. So wie die Apostelgeschichte die Überwindung von Angst durch Gesang und Gebet beschreibt. Ich lese weiter aus der Apostelgeschichte: „Da entstand plötzlich ein großes Erdbeben, sodass die Grundfesten des Gefängnisses erschüttert wurden, und sogleich öffneten sich alle Türen, und die Fesseln aller wurden gelöst.“ (Apostelgeschichte 16,25-26) Lob und Dankbarkeit erschüttern die Grundfesten aller Hindernisse und öffnen verschlossene Türen.
Im heutigen Predigttext beschweren sich die Pharisäer als sie hören, wie die Jünger voll Dankbarkeit Gott loben. Sie kommen zu Jesus und sagen zu ihm: „Meister, weise deine Jünger zurecht!“ Jesus aber antwortet ihnen: „Ich sage euch: Wenn diese schweigen sollten, dann würden die Steine schreien!“
Das zweite Wort, auf das ich heute genauer eingehen möchte, ist das Wort „Stein“. Stein und Holz gehören der Erde. Es sind Gaben Gottes an uns. Der Mensch nimmt den Stein in die Hand und kann damit das zu tun, was er will. Der Stein in meiner Hand kann für böse Zwecke verwendet werden. Man kann Steine, z.B., auf eine Blume werfen und sie wird aufhören zu wachsen. Aber man kann den Stein auch für gute Zwecke verwenden. Man könnte aus dem Stein eine Skulptur erschaffen. Oder man könnte mit Steinen ein Haus bauen. Dadurch wird aus dem Stein etwas, das Bedeutung hat, etwas, das dem Leben dient, etwas Beseeltes, das Sinn und Zweck im Leben hat. Es ist also das Werk des Menschen, dass aus Steinen ein Zuhause macht. Der Mensch wird dann in seinem Zuhause mit Liebe und Dankbarkeit wohnen. Und damit gibt er den Steinen einen Sinn, sodass sie zu Zeugen der Liebe werden und voll Lob und Dank auch „schreien“ können. Dann werden sich Himmel und Erde im Lobgesang vereinen.
Das Zitat am Anfang der Predigt, „Das Denken der Denker ist ein Danken“, bedeutet, dass das Denken, das besinnliche Denken, uns zur Dankbarkeit führt. Manchmal sind wir aber im Leben nicht bereit, unsere eigenen Entscheidungen und inneren Haltungen zu überdenken, sodass viele Gefühle in uns einen steinigen Charakter zu haben scheinen, den man nicht aufbrechen kann. In solchen Momenten der Gefühlshärte sind wir nicht in der Lage, die Wundertaten Gottes in der Welt zu sehen. Es sind solche Momente der Starre, in denen wir niemals Dankbarkeit erleben. Wenn wir aber anfangen unsere eigenen Haltungen zu hinterfragen, darüber nachzudenken, werden sich die steinigen und harten Erinnerungen und Gedanken in uns, die sich über die Jahre angesammelt haben, langsam verwandeln. Sie werden Fleisch und Geist annehmen, Bedeutung und Sinn erlangen, sie werden Leben und Licht bekommen, so dass sie die guten Werke Gottes bezeugen und ihn loben und preisen. Nur dann werden wir in der Lage sein, die Wunder Gottes in unserem Leben zu sehen, Frieden mit Gott und anderen Menschen zu haben, und für alles dankbar zu sein, auch für die steinigen Wege, für die steinigen Erfahrungen, auch dann wenn nicht alles im Leben so einfach und problemlos war und ist. Auf diese Weise sagen wir: das Denken eines Denkers betrachtet die Gaben Gottes und empfängt sie mit Dankbarkeit. Daher, liebe Gemeinde:
„Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung!“ (Kolosser 4,2) Amen.
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Lieber Gott!
In meinem Leben gibt es viele Steine
und dies ist einer davon.
Ich möchte diesen Stein zum Bau eines Hauses verwenden;
ein Haus für meine Zukunft,
wo Liebe und Barmherzigkeit ein Zuhause haben,
wo Menschen reinkommen und sich von ihren mühsamen Wegen ausruhen können.
Ich möchte ein Haus für meine Zukunft bauen,
wo ich mit Dank und Lob mein Leben lang wohne.
Lieber Gott!
In meinem Leben gibt es viele Steine
und dies ist einer davon.
Ich lege diesen Stein hier neben dein Kreuz;
ein Stein als Zeuge; ein Zeuge für meine Liebe zu dir,
ein Zeuge für meine Bereitschaft, dir auf dem Weg zu folgen,
ein Zeuge dafür, dass ich dir dienen will, solange ich lebe,
dass ich dich von ganzem Herzen, von ganzer Seele
und von ganzem Gemüt lieben werde,
ein Zeuge für meinen Bestreben, selbst ein Zeuge für dich zu werden,
damit ich dich lobe und danke an allen Tagen meines Lebens.
Lieber Gott!
In meinem Leben gibt es viele Steine
und dies ist einer davon.
Steine, auf meinem Weg, Steine, die mich stolpern und fallen lassen.
Steine, die mir das Leben schwer machen und verhindern, dass ich dir mit allem, was ich habe, diene.
Wer wird mich aufrichten, wenn ich falle?
Wer wird mir helfen, dass ich wieder aufstehe und von neuem beginne.
Du, mein Gott, du richtest mich auf
und machst meine Wege eben, so dass ich sicher laufen kann.
Vergiss und verzeihe meine Stürze und
hilf, dass ich aufrecht stehe und den Himmel nie aus dem Blick verliere,
denn dort ist meine Rettung. Dafür werde ich dir danken und dich für immer loben.
Lieber Gott!
In meinem Leben gibt es viele Steine
und dies ist einer davon.
Ein Stein, der den Steinen ähnelt, die deine Liebe und Barmherzigkeit bezeugen,
die Steine, die singen und dich loben würden für all die guten Taten,
die du in dieser Welt getan hast.
Ich möchte wie einer dieser Steine sein; ein Zeuge für dich.
Ich mag jung oder alt sein, ich mag stark oder schwach sein,
ich mag fallen, ich mag dich manchmal vergessen.
Hilf, dass ich mich nie so weit von dir entferne,
dass ich den Weg zurück nicht mehr finde.
In meinem Leben, in meinem Denken und Danken,
hilf, dass ich dich immer lobe
und dass ich in dir den Sinn meines Lebens finde.
Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben,
Ich danke dir. Amen.
Sylvie Avakian
02.05.2021