Der neue Mensch

 Der neue Mensch

(Epheser 4, 22-32)

Abendmahlgottesdienst mit den Konfirmanden

 

„Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen und gebt nicht Raum dem Teufel. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann. Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es hören. Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“

 

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Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde, heute Abend möchte ich mit euch/ mit Ihnen zwei Verse aus dem Brief des Apostel Paulus an die Epheser besprechen.

 

„Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.“

 

In diesen Versen ermutigt der Apostel Paulus den Leser, sich in Geist und Sinn zu erneuern. Der Apostel beschreibt diese Erneuerung durch das Bild des Umziehens. Er schreibt: „Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, … und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist“.

 

Was Paulus beschreibt, ist nicht so einfach, wie sich umziehen. Wir ziehen uns täglich um; ihr macht das einmal morgens vor der Schule, und mindestens noch einmal, wenn ihr abends schlafen geht. Das ist uns zur Gewohnheit geworden, die wir täglich ohne weitere Gedanken tun. Der Apostel aber beschreibt, dass wir uns auch innerlich erneuern lassen sollen, nämlich dass wir uns innerlich immer wandeln und verbessern lassen, vom alten Menschen zum Neuen. Anders gesagt, Paulus wünscht uns, dass in uns etwas geschieht, dass wir innerlich etwas anderes anziehen. Das geschieht, wenn wir darüber nachdenken, was wir während unseres alltäglichen Lebens tun und sagen, und wenn wir versuchen aufrichtig und herzlich zu anderen Menschen zu sein. Das ist ein kontinuierlicher Prozess. Deshalb sagen wir, dass man sich immer verbessern kann. Am Anfang dieses Prozesses steht die Taufe als Symbol für den neuen Menschen. Als Kind wird man mit Wasser getauft. Früher gab es auch die Tradition, dass die Eltern für die Taufe ihren Kindern neuen Kleider besorgten als Symbol für das neue Leben in Christus, das durch die Taufe angenommen wird. Es ist dieser Verzicht auf das alte Leben und die Annahme des neuen Lebens, oder des neuen Menschen, dass die Taufe und die Konfirmation gemeinsam haben. Die Konfirmation wirkt als die Bestätigung der Taufe, als das eigene ‚Ja‘ zu Gott.

 

Dieser innerliche Wandel vom alten zum neuen Menschen ist nicht einfach. Was hilft uns innerlich neu zu werden? „Erneuert euch aber in eurem Geist“, schreibt Paulus. In schwierigen Zeiten fühlen wir in unserem Geist, oder unserem Herzen, wie Gott uns begleitet und ermutigt, wenn wir beten oder um Gottes Hilfe bitten. Der Geist Gottes begleitet uns auf allen unseren Wegen. Wir wissen, dass Jesus uns auch begleitet. Er steht bei uns und hilft uns den alten Menschen abzulegen und den Neuen anzuziehen.

 

Was sind aber die Zeichen dieses innerlichen Wandels? Der Apostel Paulus gibt mindestens vier Leitsätze, die uns heute auch helfen, den Wandel zu schaffen:

 

Paulus schreibt: „Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen“. Hier stehen wir vor einer Herausforderung. Es kann sein, dass wir auf jemanden zornig sind, aber wir sollen nicht lange böse bleiben. Schaffen wir das? Jesus wurde auch zornig als er die Betrügerei und die Falschheit der Schriftgelehrten und Pharisäern sah, und hat sie sogar Heuchler und Schlangen genannt. Wir wissen aber, dass die Vergebung das letzte Wort Jesu war und nicht der Zorn. Deshalb sollen wir beachten, dass unser Ärger nicht lang dauert, sondern die Liebe und die Vergebung den Zorn beseitigen können, sodass alle Bitterkeit, Grimm, Geschrei und Lästereien von uns fernbleiben.

 

Zweitens, schreibt Paulus: „Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann.“ Wir verstehen die Anforderung des Apostels nur, wenn wir uns als Mitglieder einer größeren Gemeinde sehen und das ist genau das, was die Konfirmation aus uns macht. Wir können nicht allein konfirmiert werden. Wir werden der Gemeinde angehören. Das heißt, dass wir die Bedürfnisse in der Gemeinde sehen und dafür etwas tun. Wir haben schon gelesen, dass der neue Mensch „nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ Wenn ich das, was den Anderen gehört, wegnehme, dann bin ich weit weg von der Gerechtigkeit Gottes und vom neuen Menschen, der wir durch die Konfirmation werden wollen. Die Frage ist also: was kann ich für die Gemeinde tun?

 

Drittens schreibt der Apostel:

 

„redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.“ Die Anforderung hier ist, dass wir die Wahrheit verteidigen und die Wahrheit sprechen können. Auch das ist nicht einfach. Manchmal tragen wir dafür die Kosten selber. Wenn wir, z.B. sagen, dass wir unsere Hausaufgabe nicht gemacht haben, oder, dass wir etwas Schlechtes getan haben. Wir wissen, dass wir dafür bestraft werden können und normalerweise möchten wir alle Strafen vermeiden. Die Anforderung hier ist aber die Lüge abzulegen, genauso wie ein altes Kleid, oder ein altes Hemd, und das neue anzuziehen, auch wenn wir dafür die Kosten tragen werden.

 

Letztlich schreibt Paulus: „Seid … untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“ Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, die Herausforderung hier ist, dass wir freundlich und herzlich sind - nicht nur zu unseren Freunden und Freundinnen. Wir sollen freundlich und herzlich auch zu anderen Menschen sein. Also zu denen, die wir kennen und zu denen, die wir nicht kennen. Gott bevorzugt niemanden. Er liebt und vergibt allen Menschen der Welt. Der neue Mensch, den wir anziehen, ist auch ähnlich zum Bild Christi, der freundlich und herzlich zu allen ist.

 

Wir sehen, dass alle vier Zeichen des neuen Menschen nicht nur mit uns selbst als Person zu tun haben. Alle vier Zeichen haben auch mit der Gemeinde zu tun. Wir sollen nicht auf den Anderen böse sein, nicht nehmen was den Anderen gehört. Wir sollen zu den Anderen herzlich und freundlich sein und die Wahrheit mit denen reden, „weil wir untereinander Glieder sind“. Wir alle zusammen bilden die Kirche, deshalb können wir, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, unseren Glaube nicht allein leben. Wir brauchen die Gemeinde. Paulus schreibt im selben Kapiteln des Briefes: „ein Leib und ein Geist, … ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; … ein Gott und Vater aller“. Wir alle zusammen sind der Leib Christi, und wir spüren es, indem wir heute gemeinsam das Abendmahl feiern.

 

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, bleibt nahe an der Kirche und nahe bei Gott. In Gott hat Jesus während seines ganzen Lebens Kraft gefunden. Er fürchtete sich auch nicht vor dem Tod. Heute wissen wir, dass Jesus uns die Hand reichen und uns aufheben wird, wann immer wir umfallen und Fehler machen.

 

Den neuen Menschen anzuziehen ist nicht so einfach. Jedoch, ermutige ich euch heute, liebe Konfirmanden und Konfirmandinnen, nicht immer den einfachen Weg zu wählen. Der Weg der Liebe, der Vergebung, der Freundlichkeit und der Wahrheit ist schmal. Nicht viele schaffen es, diesen Weg zu gehen. Wenn ihr aber den Weg wählt und gehen wollt, werdet ihr die Breite, die Höhe, die Tiefe und die Schönheit des neuen Lebens erfahren. Amen.