Nicht ohne Gottes Geist

 

Nicht ohne Gottes Geist

 (1.Samuel 16,14-23)

 

 

Aber der Geist des HERRN wich von Saul, und ein böser Geist, von dem HERRN, schreckte ihn. Da sprachen Sauls Knechte zu ihm: Siehe doch, ein böser Geist von Gott pflegt dich zu schrecken! Unser Herr sage doch deinen Knechten, die vor dir stehen, dass sie einen Mann suchen, der auf der Harfe zu spielen versteht, damit er, wenn der böse Geist von Gott über dich kommt, mit seiner Hand spielt, damit es dir besser geht!

Da sprach Saul zu seinen Knechten: Seht euch um nach einem Mann, der gut auf Saiten spielen kann, und bringt ihn zu mir! Da antwortete einer der Burschen und sprach: Siehe, ich habe einen Sohn Isais, des Bethlehemiten, gesehen, der das Saitenspiel versteht und auch ein tapferer Mann ist und tüchtig zum Kampf, verständig in seiner Rede und schön; und der HERR ist mit ihm. Da sandte Saul Boten zu Isai und ließ ihm sagen: Sende deinen Sohn David, der bei den Schafen ist, zu mir! … So kam David zu Saul und diente ihm; und er gewann ihn sehr lieb, … Und Saul sandte zu Isai und ließ ihm sagen: Lass doch David vor mir bleiben, denn er hat Gnade gefunden vor meinen Augen! Wenn nun der [böse] Geist von Gott über Saul kam, so nahm David die Harfe und spielte mit seiner Hand; und Saul fand Erleichterung, und es wurde ihm wohl, und der böse Geist wich von ihm.

 

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David war der jüngste von insgesamt acht Söhnen des Isai aus Bethlehem. Wir lesen im Kapitel kurz vor dem Predigttext, wie der Prophet Samuel nach Bethlehem zu Isai kommt und einen seiner Söhne zum König von Israel salben will. Er sollte Nachfolger Sauls, des ersten Königs der Israeliten werden. Saul war der erste König, von Israel. Doch lesen wir in der Bibel, dass Saul mit der Zeit gierig wurde und nicht mehr dem Willen Gottes gehorchte. Deshalb war er nicht mehr in der Lage, die Kraft und den Geist Gottes in sich zu spüren. Im Gegensatz dazu wird David als derjenige dargestellt, in dem Gott, bzw. Gottes Geist präsent ist. Und so lesen wir, dass alle Brüder Davids zum Propheten Samuel kommen, einer nach dem anderen. Aber Samuel wählt keinen der sieben Brüder Davids für das Königtum aus. Deshalb wird zuletzt David vom Feld geholt, wo er als Hirte die Schafe seines Vaters hütete.

 

Als David vom Feld kommt, salbt ihn Samuel zum König. Aber warum wählte Samuel unter allen acht Söhnen Isais ausgerechnet David aus und keinen seiner sieben Brüder, die älter und vielleicht sogar körperlich stärker waren als David?

 

Warum David? Mit jedem „Ja“, das wir zu Gott sagen, liebe Gemeinde, hören wir das „Ja“ Gottes zu uns. Aber warum ist es so, dass, wann immer wir „Ja“ zu Gott sagen, Gott auch „Ja“ zu uns sagt? Die Bibel gibt uns die Antwort. Gott sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht; denn der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an. Gott schaut auf das Herz. Das bedeutet, dass unsere Bereitschaft im Herzen das Wichtigste ist. Und höchstwahrscheinlich war David unter seinen Brüdern derjenige, der am meisten für Gott bereit war. David war damals vielleicht 14 oder 15 Jahre alt, als Samuel ihn mit Öl zum König gesalbt hat. Und zunächst bleibt die Salbung geheim, denn es gab, wie erwähnt, bereits einen anderen König, der allen Israeliten bekannt war, Saul.

 

Im heutigen Predigttext haben wir gehört, dass es Saul überhaupt nicht gut geht und er die Empfehlung bekommt, dass jemand für ihn auf der Harfe spielen sollte, damit es ihm besser geht und ihn die dunklen Gedanken nicht mehr quälen. Was für eine schöne Empfehlung, Musik als Therapie!

 

Aber nicht nur das: Die Diener empfehlen König Saul ausgerechnet den Hirtenknaben und begabten Harfenspieler David! Sie kannten ihn schon. Sie beschreiben David sogar als einen tapferen Mann und sagen, dass Gott mit ihm sei. Wie vorgestellt, kommt David dann zu Saul und dient ihm, und wir lesen, dass der König ihn sehr liebgewinnt: „so nahm David die Harfe und spielte mit seiner Hand; und Saul fand Erleichterung“.

 

Jetzt ist David nicht mehr bei der Herde seines Vaters. Er spielt die Harfe nicht mehr für die Schafe und kümmert sich nicht mehr um sie, sondern um den König und musiziert für ihn. Die Aufgaben haben sich geändert, der Ort auch. Statt auf dem Feld soll David jetzt im Palast des Königs spielen. Aber das Herz, liebe Gemeinde, ist dasselbe. Man könnte auch sagen: der Geist ist derselbe. Er ist der Geist der Liebe und der Fürsorge, der Demut und des Heils. Musik hat dann auch eine heilende Kraft. Durch sie kommt man zur Ruhe, kommt man zu sich selbst.

 

Aber was hat der erste Teil dieses Kapitels mit dem Zweiten zu tun? Also Davids „Ja“ zu Gott und sein Musizieren für den König? Ich denke, liebe Gemeinde, es ist ein und dasselbe. Wenn wir Ja zu Gott sagen, sagen wir auch Ja zu unseren Mitmenschen. Wenn das Herz für Gott bereit ist, dann ist es auch für den Mitmenschen bereit.

 

Wisst ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, wer den Psalm 23 geschrieben hat, den Psalm, den wir fast nach jeder Unterrichtsstunde und auch heute gebetet haben? Der Überlieferung nach war es David, der ihn geschrieben hat. David, der selbst ein Hirte war, hat geschrieben: „der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“. Er konnte darauf vertrauen, dass Gott ihn behüten wird. Und so konnte er seinerseits als Hirte für andere sorgen.

 

Der Hirte hütet. Wenn Sie behütet werden wollen, müssen Sie auch in der Lage sein, andere zu hüten.

 

Heute, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, sagt auch ihr Ja zu Gott und ihr werdet auch das „Ja“ Gottes zu euch hören. Viele Vorbereitungen wurden für heute, für diesen Konfirmationsgottesdienst getroffen. Aber vergesst nicht, die wichtigste Vorbereitung ist nicht, dass ihr einige Texte auswendig lernt, es ist auch nicht, dass ihr die besten Geschenke bekommt, obwohl diese gut und schön sind. Die wichtigste Vorbereitung für das „Ja“ zu Gott ist die Bereitschaft im Herzen, die Bereitschaft für das Hüten und behütet werden.

 

David wird dann tatsächlich als Nachfolger Sauls König von Israel werden und er wird in der Bibel als der König dargestellt, auf dem Gottes Geist ruhte.

 

Der Geist ist dann wie die Musik, wenn es der Musik gelingt, das Herz des Menschen zu bewegen, so dass die Erinnerungen an die Vergangenheit gegenwärtig werden und die Träume für die Zukunft wahr werden. Der Geist ist Musik, wenn die Musik uns hilft, uns unseren Fehlern und Versäumnissen im Leben zu stellen, damit wir zur Versöhnung gelangen. Der Geist ist die Freiheit, das Gute im Leben zu wählen und es zu tun, auch wenn die Welt uns sagt, dass wir es nicht tun sollen. Der Geist ist der Geist Christi in uns, er hilft uns, seinen Schritten zu folgen, zu lieben wie er geliebt hat, zu dienen und anderen zu vergeben, wie er es getan hat, auch wenn die Welt ihn verleugnet.

 

Der Geist ist das, was uns heilt und tröstet, das, was uns immer wieder eine neue Chance im Leben gibt, uns einen neuen Sinn verleiht. Der Geist öffnet für uns eine neue Tür, wenn alle Türen der Welt verschlossen sind. Der Geist ist es, in dem wir behütet sind und durch den wir andere hüten können.

 

Möchten wir, liebe Gemeinde, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, dass Gott, der Heilige Geist, unser persönlicher Hirte wird? Psalm 23 sagt nicht „der Herr ist ein Hirte“, sondern „der Herr ist mein Hirte“.

 

Und vergesst nicht, dass es ohne Gott und ohne Gottes Geist nicht geht, denn „Gottes zu bedürfen ist des Menschen höchste Vollkommenheit.“ (Kierkegaard).

 

Heute wollen wir den Heiligen Geist, den Geist Gottes als unseren Hirten betrachten und wollen beten: Komm Heiliger Geist, leite uns, tröste uns und stärke uns. Komm und bleibe bei uns und in uns, denn du bist unser Hirte und uns wird nichts mangeln. Amen.